Tag zwei und letzter Tag in dieser schönen Stadt 13.10.23
Gestern Abend habe ich es mir gegeben. Ich hatte nach dem vielen Laufen mit nur einem Brötchen zum Mittagessen echt Kohldampf. Ich hatte im Tourist Office nach einem guten Restaurant gefragt und sie hatten mir das La Placinte empfohlen. Das war ein absoluter Treffer. Das Restaurant war sehr groß, aber es gab auch viel Personal, und mit Glück erwischte ich noch einen Tisch.
Die Speisekarte lud mich ein, eine Suppe als Vorspeise zu nehmen und zwar eine Borschtsch.
Lecker.
Schweinelecker.
Es gab die Suppe, dazu kleine Brotbällchen, die mit Knoblauch gebacken waren, ein paar Scheiben fetten Speck und Rahm.
Wirklich sehr sehr lecker. Als Hauptgericht habe ich mir dann relativ langweilig ein Hühnchen bestellt mit etwas Salat, aber auch das war sehr sehr lecker.
Zusammen mit einem (wieder) leckeren Bier hat das meinen Tag schön abgerundet.
Eigentlich wollte ich heute früh zum Bahnhof laufen, das Gebäude soll sehr attraktiv sein. Es war relativ kühl, aber mit Hoody war es okay. So anderthalb Kilometer vor dem Ziel fing es aber an zu regnen.
Es hatte vorher schon ein bisschen genieselt, aber das konnte man ignorieren , während es nun doch zu viel wurde. Ich ging ein Stück zurück zu dem großen Markt, weil ich da überdacht herumlaufen konnte. Ich blieb da aber nicht lange, weil ich ja schon alles kannte.
Es hörte aber nicht wirklich auf, zu regnen, und so schlicht ich, immer dicht an den Häusern entlang, zurück in meine Unterkunft.
Über die Straßen hat man Drähte gespannt, und an denen hingen drei Flaggen: eine mit dem Stadtwappen, eine von Moldau und die Europa Flagge. Man merkt, dass Land möchte gerne zu Europa gehören.
Hier auf der Hauptstraße und an dem Park zur Kathedrale sind riesige Umbauarbeiten im Gange. Man rüstet sich für ein Fest. An der Straße ist eine riesige Bühne aufgebaut und ein riesiges Orchester macht russische Musik aus riesigen Boxen. Dann hört man wenigstens den vielen Verkehr nicht mehr.
Mein zweiter Plan ist der Besuch des hiesigen Transportmuseums. So wie ich es aus dem Stadtführer verstanden habe, geht es vor allem um die Geschichte der Trolley-Busse hier in der Stadt. Es ist ein ordentliches Stück zu laufen, aber schließlich finde ich es.
Laut Beschreibung ist es in dem Busdepot . Aber der Wärter weist mich zurück, zeigt in eine Richtung und bedeutet irgendwas mit drei. Ich hoffte, dass da noch drei Tore kommen, das war aber nicht so. Jetzt stand ich hier ziemlich lost. Und da ich kein Internet habe, konnte ich auch nicht jemanden fragen, und junge Leute, die auf Englisch sprechen, waren nicht da. Also zurück.
Ich kam an einer Bäckerei vorbei. Die Bäckerei-Kultur hier ist so ausgeprägt wie auch in Rumänien. Man kommt oft an einer vorbei und die haben auch immer was leckeres in den Auslagen. Allerdings ist hier das Universitäts-Viertel und vor mir stehen viele Studenten, die ebenfalls Hunger haben . Anstehen wie im Sozialismus. Aber so nach 10 Minuten war ich dran und ging danach erst mal nach Hause.
In 24 Stunden fliege ich und so checke ich jetzt erst mal ein. Danach geht es weiter zum Militärmuseum. Das ist in etwa genauso weit wie zu dem Transportmuseum, nur in der anderen Richtung. Hier ist es, wie in der Vergangenheit häufiger: nach meinem Eintreffen muss erst mal Licht gemacht werden.
Die Ausstellung fällt an mit Waffen aus dem 14. bis 16. Jahrhundert und später werden sogar Speerspitzen aus dem zweiten Jahrhundert gezeigt. Moldawien hat eine wechselvolle Geschichte. So wird einmal eine Reliefkarte gezeigt, wo das Land zu Rumänien gehört, und dann eine andere, wo der russische Einfluss sichtbar wird. Es werden deutsche Waffen und Uniformen gezeigt und auch russische.
Was mich erstaunt, ist, dass die Moldawier überall waren. Sie waren als rumänische Waffenbrüder auf der deutschen Seite und haben gekämpft. Sie waren im Afghanistan Krieg. Sie haben natürlich im Transnistrien Konflikt (89-92) gekämpft, und sie waren auch im Irak.
Mit lebensgroßen Puppen werden verschiedene Szenen dargestellt, darunter Kampfszenen oder Verhörszenen. Es gibt eine größere Fotoreihe über die Zerstörung durch die Russen und über Kriegsverletzte Heimkehrer. Hier wird also nicht zu sehr der Krieg verherrlicht, sondern eher die Schrecken werden angezeigt! Das letzte Militärmuseum, in dem ich war, war auf Hawaii, und die Amerikaner stellen das gänzlich anders dar! Für die ist Krieg viel Ehre und Ruhm!
Das Museum geht über mehrere Etagen und hat viele Räume und führt schließlich auch in ein sehr dunkles und verwinkelte Kellergeschoss. Die Wärterinnen hier machen jeweils das Licht an und sagen uns, wie wir laufen sollen.
Uns, das bin ich und ein Holländer, der sich dazu gesellt hat . Es gibt auch einen speziellen Raum für die Katastrophe in Tschernobyl und klar, das ist ja nicht weit weg.
Für die Deutschen gibt es einen speziellen Trakt. Es sind mehrere Räume, die sie über zwei Etagen ziehen und wo relativ laute Musik von Wagner läuft. Es gibt viele Bilder von jüdischen Familien und Koffern und Eisenbahnwaggons. Das sind so Bereiche in Museen, wo ich mich nie so ganz wohl fühle. Später geht es dann auch noch darum, wie die Russen nach dem Krieg hier gehaust haben und das Land ausgebeutet haben. Hungersnöte und drastische Strafen beim nicht abliefern von Getreide waren die Folge.
Ein seltsames Museum. Klar geht es um Militär und um Krieg aber es ist nicht so die typische Waffenshow, sondern eher etwas nachdenkliches. Allerdings draußen im Freigelände stehen dann noch jede Menge Haubitzen, Panzer und Flugzeuge, die da in aller Ruhe vor sich hin rosten.
Dieser Personentransportwagen hat Ähnlichkeiten mit einem SUV! 😅
Jetzt hatte ich noch Zeit, quer durch die Stadt zum Kunstmuseum zu laufen. Es ist in einem wunderschönen alten Gebäude untergebracht und die Räume sind unglaublich groß und großzügig gestaltet. Es gibt einen Ausbildungsbereich mit Portrait-Plastiken mit vielen interessanten Objekten. Es gibt auch viele Gemälde, aber die rühren mich normalerweise nicht so sehr an.
Ich bin halt kein Kunstkenner. Unter dem Dach ist noch eine Plakatausstellung mit interessanten Plakatentwürfen.
Das Museum hat mir gut gefallen aber man muss sich ernsthaft die Frage stellen, ob die tollen Räumlichkeiten und die wenigen Objekte pro Raum nicht der Kunst die Show stehlen. Ich müsste wahrscheinlich noch zwei - dreimal in das Museum gehen, um das für mich zu entscheiden.
Direkt nebenan wäre dann noch das Geschichtsmuseum gewesen und ich hatte mich auch schon entschieden, da rein zu gehen, habe aber dann erfahren, dass es freitags zu ist. Dafür gab es außen am Zaun noch eine große Fotoausstellung mit Bildern aus der Ukraine und aus dem Libanon. Sehr erschreckende Bilder. Die Welt ist momentan wirklich in Unordnung geraten!
Auf meinem Tageskilometerzähler stehen jetzt 15 km und da kommt sicherlich noch einer für das Abendessen dazu. Das sollte für heute reichen.
Was jetzt noch bleibt ist das Abendessen, vielleicht heute Abend noch hier das Fest ein bisschen ansehen, gemütlich ausschlafen und dann morgen früh zum Flughafen und nach Hause !
Museumsführungen
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