Samstag in Temeschwar

Geschlossen ist das Wort, was ich heute am häufigsten gelesen habe. Aber der Reihe nach. Ich habe toll geschlafen und mir in der Kellerküche ein nettes Frühstück gemacht. Dann bin ich in den frischen Morgen hinausgegangen. Es waren vielleicht 18 Grad, aber das tat ganz gut. 


Dieses Mal war die Kathedrale leerer, aber es fand trotzdem eine Zeremonie statt. Es waren nur 5 Leute bei dem Priester, aber der Gesang füllte trotzdem die riesige Kirche. 








Sie ist sehr groß, sehr hoch und ziemlich dunkel. Nur von einer Seite gibt es in ca. 10 m Höhe ein paar schmale Fenster. Die Wände sind tapeziert mit Heiligenbildern. Die Kirche ist aus den 50iger Jahren, also recht neu. Von außen wunderschön, von innen eher düster. 


In der Innenstadt war alles voller Feuerwehrautos und Feuerwehrmännern. Irgend ein Feuerwehrfest. 

Da waren Rettungswagen, Leiterwagen, mobile Sanitätszelte, Spezialfahrzeuge und was-weiss-ich. 










Ich wollte eigentlich das Fort besichtigen. Einmal das Bauwerk, und dann auch das Landesmuseum, das im gleichen Gebäude untergebracht sein sollte. Leider wird der gesamte Bau saniert, nur ein kleiner Teil war offen, der beherbergte aber eine feministische Kunstausstellung, die relativ unspannend war. 







Dafür war die alte Synagoge wegen Baufälligkeit gesperrt. Jetzt wurde es etwas eng. 


Nach einer Kaffee-Frust-Pause kam ich zu einem der großen Plätze, wo eine Martial - Arts Veranstaltung war. Es gab eine große Bühne, fetzige Musik und viele Stände von Judo- Jiu-Jitsu- Taekwondo- Karate- Kung Fu- und Aikido-Clubs. 


Alle waren in ihren speziellen Anzügen und schauten grimmig drein. Es ging also um Sport mit Körperkontakt. Da durfte auch die rumänische Polizei nicht fehlen, die ihre Tools auch bereitwillig ausstellte. 

Am Aikido-Club sprach mich einer der beängstigend aussehenden Kämpfer an. Auf mein „sorry, no romanian“ legteg er aber sofort in gutem Englisch nach. 
















Der sehr massive, kräftige Aikido Kämpfer erklärt und demonstriert mir den Sport. Ich muss seine Hand wegdrücken, und er zeigt mir, wie er meine Kraft zu seinem Vorteil nutzt. Sehr beeindruckend! 


Ein sehr freundlicher Kerl, die sich dann auch über ein Selfie mit mir freut.

Kurz darauf fingen die Schaukämpfe an. Kämpfe in den verschiedenen Disziplinen, Erwachsene und auch Kinder, Männer und Frauen traten gegeneinander an. Manchmal sah es ein bisschen choreografiert aus, aber wenn man dann hörte, wie einer der Körper auf dem Boden krachte, war klar: das war ernst . Es war sehr interessant diese unterschiedlichen Kontakt-Sportarten mal in kurzen, 30 sekündigen Ausschnitten kennen zu lernen. 

So mehr oder weniger außer Konkurrenz trat auch ein älterer Mann in der Disziplin Yoga an. Er schien tatsächlich keine Knochen zu haben.


Ein weiteres Museum stand auf meiner Liste. Es war ein Museum, das Exponate aus der kommunistischen Zeit ausstellte. Nach 20 Minuten kam ich an und war erst etwas frustriert. 


Da, wo Google Maps es mir anzeigt, war kein Museum. Nur eine Kirche und Privatgebäude. Ich ging hin und her und schaute dann noch mal auf die genaue Adresse. Die hatte ich jetzt, aber es gab weder Straßenschilder noch Hausnummern. 


Ein Typ kam die Straße runter, den fragte ich. Er sah die Adresse und fragte, ob ich in die Kneipe wolle. Nein, sagte ich, das ist ein Museum. 


Ich will in das Museum er meinte: okay das ist unter der Kneipe. Und so war es auch. Ein unscheinbarer Eingang führte erst in einem kleinen Garten und dann eine halbe Treppe hoch, in eine sehr urige, mit vielen skurrilen Gegenständen, dekorierte Kneipe. Der Wirth wies auf eine Treppe und sagte: da unten ist das Museum. Ich ging runter und stand in einer kleinen unterirdischen Wohnung, die voll gestopft war mit…… Sperrmüll? 












Es war alles mögliche da: alte Küchengeräte, Spielzeuge, Haushaltsgegenstände, alte Radios, was man wollte und zu allem Überfluss auch noch ein Schild, dass alles, was man sehe, auch käuflich zu erwerben sei. 

Gewiss, es hatte etwas Skurriles, diese massenhafte Ansammlung zu sehen, aber von einem Museum war es doch sehr weit entfernt. Aber so war ich wieder eine Erfahrung reicher.


Nach einer kurzen Pause und einem kleinen Mittagsschläfchen bin ich dann noch mal los, zum Bahnhof. 


Das hatte zwei Gründe, einmal wollte ich unbedingt mal mit dieser Straßenbahn fahren, zum anderen wollte ich schon mal sicherheitshalber gucken, wo ich am Montag früh um 7:00 Uhr sein muss. Ich stieg in die Straßenbahn und laut Google musste ich sechs Stationen fahren. 


Nach fünf Stationen hätte sie eigentlich rechts abbiegen müssen, aber sie fuhr weiter geradeaus. Also stieg ich aus, ging nach vorne zur Fahrerin und fragte, ob sie zu dem Gara Nord fährt. Sie bejahte das, und ich stieg wieder ein. 








Drei Stationen lang entfernt wir uns konsequent von dem Bahnhof, bis es mir zu bunt wurde. Ich ging noch mal nach vorne und fragte sie noch mal und sie sagte: ja. 


5-6 Stationen später, ich war irgendwo mitten in Timisoara, kam sie dann zu mir, sagte hier wäre es richtig. Ich stieg aus, aber ich war überall, nur nicht am Bahnhof.

Ich zeigte ihr noch einmal mein Handy, wo deutlich Gare Nord drauf stand, da schlug sie sich erschrocken die Hand vor die Stirn.

Sie spreche kein Englisch, entschuldigte sie sich. Ich meinte: egal, dann fahre ich einfach wieder zurück. Sie nickte und sagte ja, mit mir! Und bedeutete mir, einzusteigen.


Tatsächlich stellte ich nun fest, dass es auch eine Art Kreisbahn war. Also nicht eine Bahn, die hin und her fährt, sondern eine, die immer im Kreis fährt, immer in eine Richtung. 


Als ich sagte, na gut, dann fahre ich eben zurück, meinte sie nämlich: mit mir! Und so kam ich dann nach einer Weile an der Stelle vorbei, wo ich eingestiegen war. Und fünf Stationen später war eine Stelle, von der es nicht mehr weit bis zum Bahnhof war. 


Ich stieg aus, und sie tat das gleiche. Sie nahm mich bei der Hand und ging mit mir bis zur Ecke Und zeigte dann rechts in die Straße mit einer Geste: immer geradeaus. Ich hatte in der Zwischenzeit über den Übersetzer einen Satz formuliert: ich habe mich über Ihre Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sehr gefreut! Den habe ich ihr zu lesen gegeben und sie hat sich dann darüber auch gefreut. Als sie dann weggefahren ist, hat sie noch lange gewunken. So kann man auch mal Glück im Unglück haben.



Der Anton von Scudier Park ist eine der vielen grünen Lungen der Stadt. Leute gehen hier spazieren, Männer spielen Schach, Hunde laufen herum. Neben den teilweise hektischen Straßen ist es hier sehr ruhig und auch etwas kühler. 






Von da aus ginge es an in die Kunstausstellung in dem alten historischen Gebäude des Grafen von Mercy. Es ist das älteste Gebäude der Stadt und beherbergt einen sehr beeindruckendes Kunstmuseum. 


Gezeigt wird hier zeitgenössische Kunst, teilweise recht provokativ und sehr verrückt. Es ist eine unglaubliche Mischung dieser historischen Räumlichkeiten , die komplett innen in knalligen Farben gestrichen sind. Komplett! Inclusive der riesigen Kachelöfen und der Steckdosen. Dazu kommen sehr viele interessante Kunstwerke. Das ganze wird von wummernder Musik untermalt. Es ist wirklich ein ein Erlebnis, da durch zu gehen. Die Musik wurde noch überlagert von einer Protestaktion, die im Erdgeschoss lief.  Hier gellte immer wieder der Ruf: no more, front Tears (keine Tränen an der Front) als Variante von „no more frontiers“ (keine Grenzen mehr). Ein Fest für Auge und Ohr!












Die Stadt ist ziemlich voll, und es ist irgendwie deutlich, dass die Leute sich fürs Wochenende schick angezogen haben. Elegante Frauen und auch durchaus gut gekleidet. Männer flanieren hier durch die Innenstadt. Vereinzelt sieht man auch Vertreter des fahrenden Volkes, aber die fallen nur etwas aus dem Rahmen, weil sie anders und bunter gekleidet sind. 


Abends bin ich dann wieder in das Studentenviertel gepilgert und habe lecker und kostengünstig gegessen. 

Der Weg nach Hause führte mich durch ziemlich dunkle Straßen (Straßenbeleuchtungen sind kein Schwerpunkt hier), aber ich habe mich niemals unsicher gefühlt. 

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