Mittwochs in Cluj - Napoca

Heute bin ich zu dem hochgelobten botanischen Garten gegangen. Der Weg hierher war nicht weit, aber zum Schluss ging es doch relativ steil bergauf, und als ich ankam, konnte ich schon meinen Sweatshirt ausziehen. Als ich meinen Eintritt bezahlte, sah ich wohl etwas abgekämpft aus, weil mir mein Rentner Status auch ohne Vorlage irgendwelche Dokumente anerkannt wurde und ich so für den halben Preis reinkam. 


Es ist eine riesige Anlage (13 ha), die über 100 Jahre alt ist und stark von den Fachleuten der Universität beeinflusst wurde. Die erste Überraschung war eine Infotafel über Tulpen. Was ich nicht wusste: die kamen ursprünglich aus der Türkei und sind erst sehr viel später nach Holland gekommen .








Es scheint hier kein Unkraut zu geben, da an nahezu jeder Pflanze (außer am Gras) ein Schild ist, dass die Pflanze benennt und erklärt. 




Interessant ist auch ein Bereich, in dem es nicht um Blumen, sondern um Bäume geht. Hier sind Bäume aus der ganzen Welt, aus Nordamerika, aus Japan, aus dem Mittelmeer oder auch aus Afrika und dem Himalaya. Es ist ein Beispiel für die Anpassbarbarkeit dieser Pflanzen . Der älteste Baum hier wird auf 250 Jahre geschätzt.


Diese Vielfalt führt dazu, dass hier in den Garten auch sehr viele Schmetterlinge, Insekten generell, Vögel und Fledermäuse sich heimisch fühlen.








Das ist übrigens der älteste Baum im Garten!

In dem sogenannten römischen Garten sind neben der Statue des Gottes der Landwirtschaft auch zwei Sarkophage zu sehen, die aus dem dritten Jahrhundert stammen und die in der Innenstadt von Cluj gefunden wurden.






In den Gewächshäusern gibt es leider ein paar gesperrte Bereiche, darunter eins mit fleischfressende Pflanzen. Schade.

Es gibt insgesamt drei Gewächshäuser mit einer Fläche von über 2000 m². Und das Palmenhaus ist mit einer Höhe von 16 auch sehr beeindruckend. Schön warm ist es hier.








Einen interessanten Hinweis gibt es bei der europäischen Eibe. An dieser Pflanze ist alles giftig, besonders die Früchte. Allerdings fressen Vögel diese Früchte, scheiden die giftigen Samen aber aus. 




Auf der Hinweistafel steht, dass wir die Eibe aus den Harry Potter Filmen kennen sollten. Der Zauberstab von Lord Voldemort ist aus diesem Holz. Allerdings gibt es auch Möbel, die aus Eibe hergestellt werden. Die Pflanze ist geschützt und bekannt durch ihre Langlebigkeit. Hier in Rumänien gibt es einige Eiben, deren Alter auf 500 Jahre geschätzt werden.








Es gibt auch eine Spezialabteilung für giftige Pflanzen. Diesen Pflanzen, die man weder essen noch berühren soll. Besonders hervorgehoben wird hier der große Wiesenknopf. Es ist eine Pflanze, die öfters in der Medizin eingesetzt wird, das besondere ist, dass es eine beliebte Pflanze bei den Schmetterlingen ist. 






Zwei Schmetterlingsarten nutzen Sie als Fresspflanze für ihre Raupen. Sie legen ihre Eier da hinein, und die Raupen ernähren sich von der Pflanze. Nach einiger Zeit lassen Sie sich an einem Seidenfaden herunter bis zum Boden und werden dort von Ameisen adaptiert. Die nehmen Sie mit in ihr Nestund füttern die Parasiten dort. Die Tiere überwintern dann da und werden im Juni flügge.


Von einem Wasserturm aus konnte man, wenn man motiviert war, die 94 Stufen hoch zu steigen, auch die obere Etage der Bäume sehen. Schöne Aussicht!










Für die Anlage des Gartens wurden tonnenweise Sand von der See herangekartt, um den richtigen Untergrund für bestimmte Pflanzenarten bereitzustellen. Auch aus den Karpaten wurden Felsen mit spezifischen Mineralien her transportiert, aus dem gleichen Grund. Ich bin über zweieinhalb Stunden in dem Garten gewesen und habe mit Sicherheit nicht alles gesehen . Sehr spannend selbst für jemanden wie mich, der keine Ahnung von Botanik hat. 😄

 

Auch interessant: eine Abteilung für Sehbehinderte, wo Pflanzen ausgestellt sind, die durch ihren Geruch identifizierbar sind. Kreative Idee. 


Bestimmt das Größte für mich war ein Gewächshaus, in dem die Schmetterlinge wohnten. Unglaublich! Die Temperatur lag bei 35°, denke ich und in einem Bereich, der mit Vorhängen geschützt war, waren unzählige Schmetterlinge. 


















Kleine und über männerhand große, alle Farben waren vertreten. Sie saßen auf Blumen oder auch auf Früchten oder halt auf meinem Schuh auf meiner Schulter, oder wo auch immer . Es war unglaublich. Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hin kucken sollte. 


Hineinzukommen war einfach: vorne am Eingang stand eine Schulklasse mit circa 30 Kindern, und am auf der Rückseite des Gebäudes war ein Eintritt - verboten Schild. Das schien mir sinnvoller zu sein, und 30 Sekunden später hatte ich die Vorhänge hinter mir gelassen. Wirklich toll!



Die Franziskaner-Kirche, die unweit von meiner Unterkunft ist, ist nicht sehr groß, dafür aber innen sehr prächtig. Und sie hat eine Besonderheit: es gibt ein Glücksrad. In der Mitte steht: sage ein Gebet und die einzelnen Felder sagen dann, für wen man beten soll. Ich habe es mal gedreht und ich (aus der Kirche ausgetreten) soll für die Ungläubigen beten. Ausgerechnet! 










Ich bin stattdessen lieber etwas essen gegangen. Ganz bei mir in der Nähe ist ein Restaurant, dass nur Mittagstisch anbietet. Ich kenne das auch aus Ungarn und aus Polen, das sind Restaurants, die eher wie eine Mensa sind. Es gibt Menüs für kleines Geld und das wollte ich heute mal ausprobieren. Innen war schon eine lange Schlange und man konnte sehen, dass schon mehrere der Menüs ausverkauft waren. Ich habe aber noch etwas bekommen, das bestand aus Hühnerfilet Gemüse Reis, dazu eine leckere Gemüsesuppe und ein Krautsalat. Und das ganze für umgerechnet 4,80 €. War lecker und ich bin satt!






Nachmittags war ich noch in dem historischen Museum von Transsilvanien. Es ist in einem wunderschönen alten Gebäude untergebracht, war aber leider für mich nicht zu verstehen. Die Exponate waren leider alle nur in Rumänisch erklärt und irgendwie habe ich Informationen über die alte Stadt Cluj gesehen und dann plötzlich war ich in Ägypten. 

Und da waren Mumien. 


Wunderschönes Treppenhaus 

Schlüssel zur Stadt

Schwert des Henkers

What the fuck….??







Der Zusammenhang ist mir überhaupt nicht klar. Eigentlich ein sehr schönes Museum mit sehr freundlichen Räumen und bestimmt auch sehr interessant, leider nicht für Leute, die die Sprache nicht kennen. Schade.


Die zweite Etage in dem Museum, dass ich nicht verstand, hab ich mir dann auch geschenkt. Jetzt wollte ich noch was an der frischen Luft machen und ging zum Festungs Berg über den Fluss. 


Dann kam ich an eine Stelle, da gabelt sich drei Straßen und ich war mir nicht sicher, welches nun meine sein sollte, weil das GPS Signal auch sehr schwankte. 


Eine Straße, sah ganz vielversprechend aus. Da kam mir ein älterer Herr entgegen. Ich sprach ihn an und zeigte ihm auf dem Handy, wo ich hin wollte. 


Er war freundlich und fing sofort an, in ganzen Sitzen und auch relativ schnell mit mir rumänisch zu sprechen. Ihm war offensichtlich klar, dass ich ihn nicht verstand habe. Er redet aber munter weiter und zeigte dabei viel mit den Händen. Dann besann er sich und machte ein Zeichen, dass ich ihm folgen sollte. 


Wir gingen ein paar Schritte, und mit Zeichensprache und wieder sehr vielen rumänischen Worten erzählte er mir, dass die Straße, die ich gehen wollte, gesperrt sei. Und ich müsste eine Treppe gehen. (ich hab mir nie Gedanken gemacht, wie man in Zeichensprache eine Treppe gehen zeigt, aber er konnte es perfekt). 


Dann machte er mir noch deutlich, dass ich nicht die erste Treppe, sondern die zweite Treppe nehmen sollte und dass die im Zickzack den Berg hinauf führen würde. Ich meine, auch verstanden zu haben, dass da viele Stufen sei, aber das sollte ich bald herausfinden.


Ich bin immer wieder von Freundlichkeit der Leute überrascht und begeistert. Man hat dem Mann richtig angemerkt, dass es ihm wichtig war, dass ich ihn verstand und dass ich mein Ziel fand. Toll!

Und was ist das Besondere an einem Hügel? Man kann runter kucken! Und das geht hier sehr gut. Die Sicht ist klar und man kann sehr weit schauen und auf die vielen Kirchen der Stadt hinunter blicken. 










Nun wollte ich noch zur Kathedrale. Mittlerweile ist hier der Nachmittags - Verkehr voll im Gange und ja, als Fußgänger ist es relativ schwer. 


Die Kathedrale hier ist eine orthodoxe Kirche. Sowas hab ich auch noch nicht gesehen. Es gibt kaum Stühle und in der Mitte hängt eine riesige Krone, die als Kronleuchter ausgebildet ist an einem sehr rustikalen Eisengestell. Es gibt viele Malereien an den Wänden und es ist sehr dunkel . Die Decke ist gut und gerne 30 m hoch.












Wieder mal ein langer Tag mit viel Lauferei. Jetzt noch ins „Shadow“, ein Bier trinken und ganz gute Musik hören und dann noch eine Kleinigkeit essen. 

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